Heute möchte ich für dich über die Unterthurner Privatbrennerei in Marling bei Meran berichten. Ich konnte bei einer privaten Führung mit dem Geschäftsführer Stephan Unterthurner reichlich interessante Informationen über das traditionsreiche Haus erhalten.
Wir trafen uns im neugestalteten Verkaufsraum. Dort erhält man einen ersten Überblick über die vielfältigen Produkte, vornehmlich Obstbrände in allen Geschmacksrichtungen. Auch die drei Ginsorten sind in den Regalen zu finden. Aktuell wird der Unterthurner Gin, ein Sloe Gin und der Destillers Cut 2018 im Geschäft angeboten.
Vom Verkaufsraum geht es über den Innenhof in den neuen Glasanbau, welcher Stilvoll an den alten Familiensitz angebaut wurde. Er passt sich mit der großen Glasfront unauffällig an das Gebäude an. In ihm befinden sich eine große Kupferdestille für die Obst- und Kräuterbrände und eine etwas kleinere, in dem der Gin hergestellt wird. Am Tag meiner Besichtigung wurde saisongemäß Williams hergestellt. Die Proben des Tages standen noch auf dem Tisch und man konnte die feinen Unterschiede der einzelnen Schritte der Destillation in der Nase wahrnehmen. Wie unterschiedlich doch z.B. Vor- und Nachlauf riechen.
In den Kellergewölben unter der Brennanlage befinden sich mehrere große Räume, unter anderem das Zolllager mit einigen großen und kleinen Eichenfässern. Durch das streng kontrollierte Lager, kann eine bestimmte Lagerzeit garantiert werden.
Der Zoll ist in Italien ein sehr mächtiges Organ und spielt in der Überwachung vom Lebensmittelkodex eine große Rolle. Der Zoll besucht die Brennerei mehrmals die Woche und ist in jeden Produktionsschritt bis hin zur Rezeptur involviert. Da zum Beispiel bei der Ginproduktion über die Kolonne gefahren wird, darf der Gin nicht destilled Gin genannt werden. Jede Verschraubung der Anlage ist verplombt und jeder Auslass mit einem Zähler versehen. Der bürokratische Aufwand ist in Italien deutlich höher als in z.B. in Deutschland.
In den großen Edelstahltanks lagern die Obstbrände und warten auf die Abfüllung.
Für die Abgaben berechnet der Zoll sogar den Verlust des Alkohols durch die Lagerung. Diese betragen in etwa 1,5% vol. pro Jahr bei der Lagerung im Edelstahltank und liegen zwischen 3,5% und 5% vol. pro Jahr bei der Lagerung im Holzfass.
Zurück an der kleinen Destille unterhalten wir uns als Erstes über den Destillers Cut von 2018.
Mit frischen Kräutern sind bisher noch wenige Erfahrungen vorhanden. In dem Zuge fachsimpeln wir an der kleinen Gindestille über die Anbringung eines Aromakorbs für die empfindlichen Botanicals. Auch hier spielt das Kontrollorgan Zoll eine nicht unerhebliche Rolle und wird sicher einiges mitzureden haben.
Als Basis für alle 3 Ginsorten wird ein sehr hochwertiger Alkohol aus Getreide verwendet.
Mit Wacholderdestillaten, dem Kranebitten wie es in Südtirol heißt, kennt man sich im Hause schon seit mehr als 70 Jahren aus. Seit 4 Jahren wird Gin produziert, dies stellt aber eine ganz neue Herausforderung dar und hat mit den bekannten Produktionsmethoden nicht viel gemein. Einen Destillers Cut gibt es seit 2017. Für die 2018er Version waren ursprünglich 700 Flaschen geplant. Leider verlief die zweite Destillation nicht wie gewünscht und somit konnte nur eine Flaschenanzahl von 350 Stück erreicht werden.
In der ersten Etage entstehen im Hause Unterthurner derzeit neue Räumlichkeiten für Verkostungen und auch einige Büroräume. Stilvoll renoviert, mit Holzböden und Glaswänden passen sich die Räume in die ursprüngliche Architektur mit der Verbindung in die Modernität des Gebäudes an. Dort verkosteten wir gemeinsam die 3 Ginprodukte und philosophieren über die Ginherstellung.
Die auf 350 Flaschen limitierte Auflage des Gin Distiller’s Cut 2018 verkörpert Tradition und Know How eines Obstbrandspezialisten und die Neugier vom jungen Kellermeister Davide Casagranda. Für den Destillers Cut haben Stephan und sein junger Kellermeister ca. 20 Versuche mit den Botanicals unternommen bis die Rezeptur endgültig feststand.
Botanicals
Neben Wacholderbeeren und Iris-Wurzel wurden im diskontinuierlichen Brennverfahren weitere Blüten und Kräuter wie
- Lavendel
- Zitronenverbene
- Iris-Wurzel
- Koriander
- Minze
- Ingwer
- Kardamom
- Zitronenschalen
- und Enzian
extrahiert. Eine Ausgewogenheit zwischen alpinen Kräutern und mediterranen Gewürzen. Ein Großteil der Zutaten stammt aus der südtiroler Bergwelt. Die Zutaten werden wie üblich mazeriert.
Flaschendesign
Die kleine Apothekerflasche kommt schlicht mit einem zum Namen passenden und mit Prismen gestaltetem Etikett und einem hochwertigen Holzkorken daher. Die Prismen sollen die Vielfältigkeit des Gins verkörpern. Verkauft wird sie in einer passenden Dose und wirkt damit sehr edel und setzt sich vom normalen Gin ab.
In der Nase
Es überrascht eine Komplexität aus Frische und erdigen Noten. Eine Ausgewogenheit zwischen alpinen Kräutern und mediterranen Gewürzen. Ganz deutlich nimmt man den Geruch von Wacholder wahr. Die Kräuter und vor allem die Zitronenverbene hinterlassen den Eindruck einer frisch gemähten südtiroler Bergweise.
Am Gaumen
Im Mund hinterlässt er den gleichen Eindruck, gefolgt vom Geschmack der frischen Minze. Im Abgang folg etwas Schärfe, hervorgerufen durch den Ingwer und den Alkoholgehalt von 45% vol.
Perfekt serviert
Als Gin&Tonic empfehle ich einen klassischen Indian Tonic, wer die floralen und alpinen Noten verstärken möchte, kann auch zu einem mediterranean Tonic greifen.
Fazit
Der Destillers Cut 2018 ist eine gelungene Erweiterung des Sortiments und wird schnell seine Liebhaber finden. Er verkörpert die Tradition der Region und stellt für mich ein ehrliches und regionales Ginprodukt dar. Mit ca. 45€ ein fairer Preis für die 0,5 Liter Flasche.
Hier geht es zum Review vom Unterthurner Gin und hier zum Unterthurner Sloe Gin…
Hinweis:
Ich bin verpflichtet diesen Beitrag als Werbung zu kennzeichnen (Telemediengesetz §6). Den genannten Gin aus dem Test habe ich als PR Produkt Sample vom Hersteller kostenlos zum Testen erhalten. Etwaige Bewertungen werden von der kostenlosen Bereitstellung nicht beeinflusst und erfolgen nach eigenem Ermessen. Die Einnahmen aus Affiliate-Links benutze ich für diesen Blog und ermöglichen mir die Testberichte und Fotos!