Vom 15.11. bis zum 17.11.2019 fand in Bremen der Bottle Market statt und bot an drei Tagen in gemütlicher Atmosphäre die weltweite Vielfalt von Whiskey, Rum, Gin und anderen Spirituosen (unter anderem auch Weiß- und Rotwein) zu entdecken. Es warteten insgesamt an die 150 Brennereien, Importeure, Hersteller, unabhängige Abfüller und Händler auf spannende Gespräche und (Wissens)durstige Gäste.
In Kombination mit der Weihnachtsmesse „Christmas & More“ wurde eine besondere Stimmung, die zum Stöbern und Verweilen einlädt, geschaffen. Es galt Spirituosen wie Whisky, Rum oder Gin zu verkosten, internationale Weine oder Obstbrände zu entdecken, sowie feinste Genussmittel wie Schokoladen oder Gewürze, die das Angebot abrundeten, zu probieren.
Zum sechsten Geburtstag des mittlerweile fest etablierten Spirit-Events wurde für die Liebhaber der Wacholderspirituose eine GINsel angeboten. Diese bot eine direkte Anlaufstelle, um der Gin-Lust zu frönen – ob London Dry, New Western Style, Sloe Gin oder auch Barrel Aged Gin.
Über 25 Hersteller und Importeure präsentierten hier ihren guten Wacholderschnaps aus 12 verschiedenen Ländern. An jedem Stand gab es die leckeren Destillate zum Selbstkostenpreis zu verkosten und konnten bei Gefallen gleich käuflich erworben werden.
Die Location
Die Messehalle 7 auf der Bremer Bürgerweise liegt zentral mitten in Bremen. Die Messe liegt nah am Bahnhof und ist auch prima mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der BSAG zu erreichen. Auf knapp 4000 qm wurde Liebhabern von edlen Spirituosen eine Plattform geboten, die zum Genießen und zum ausgiebigen Probieren einlädt, dabei auffordert Neues zu entdecken, sich mit Gleichgesinnten und Herstellern auszutauschen und mehr über eine große Vielzahl an unterschiedlichen Spirituosen zu erfahren. Parallel zur Messe bestand die Möglichkeit für Genießer an professionell geführten Tastings und Masterclasses für Whisk(e)y, R(h)um oder Gin teilzunehmen.
Das Konzept
Und hier zeigte sich auch gleich, dass das Konzept des Bottle Market durchdacht ist und aufgeht: man konnte an jedem Stand 2cl puren Gin für meist 2 € probieren und dann je nach Lust und Laune noch Eis dazunehmen oder den Drink mit einem Tonic Water auffüllen. Die Auswahl an Tonic Watern war sehr vielfältig. Es gab an nahezu allen Ständen entweder die Klassiker von Schweppes, Thomas Henry und Fever Tree. Ebenso wurden aber auch das Goldberg Tonic Water oder die Premium Mixer von Schweppes angeboten. Alle Proben wurden in kleinen Gläsern der Stände ausgeschenkt, die noch Platz für Eiswürfel und etwas Tonic boten, sofern gewünscht. Auf Wunsch konnte man an den meisten Ständen auch gleich einen Gin & Tonic bestellen und an einigen Ständen ließ sich auch ein Cocktail ordern. Auch die Longdrinks waren übrigens preislich alle völlig im Rahmen.
Direkt am Eingang hatte man die Möglichkeit für sechs Euro ein extra für den Bottle Market graviertes Tastingglas zu erstehen, zu dem man das typische Bremer Halsband bekam, mit dem man sich das Glas wie auf der Grünkohltour oder zum Bosseln umhängen konnte und nicht Gefahr lief, es nach dem drölften Stand zu verlieren.
Gut ausgestattet mit meinem eigenen Tastingglas zog es mich als erstes natürlich zu der GINsel, wo sich die Hersteller und Importeure meiner großen Leidenschaft Gin versammelt hatten. Eine schöne Auswahl präsentierte sich bereits auf dem ersten Rundgang entlang der Stände, auf dem ich euch sogleich mitnehme und auszugsweise einige vorstellen möchte…
Spitzmund Gin
Als erstes bin ich über den Stand von Andreas und Ivana Werner, den Schöpfern des Spitzmund gestolpert. Hier habe ich direkt am „Ankerplatz für Genießer“ Halt gemacht. Der Spitzmund New Western Dry Gin mit seinem dominanten Pflaumengeschmack ist schon etwas Besonderes, aber sicherlich nicht jedermanns Sache. Mir hat er aber gut gefallen. Daher war ich voller Vorfreude auf die Navy Strength Variante des Spitzmund, die grundsätzlich die gleichen Botanicals enthält, wobei die Zusammensetzung, beziehungsweise die Gewichtung im Zusammenspiel neu aufgelegt ist.
Das Ganze dann bei satten 57% Alkoholgehalt, also nichts für Leichtmatrosen. Diese Variante wurde anlässlich des 5. Geburtstages von Spitzmund in limitierter Auflage von lediglich 555 Flaschen produziert und kommt in einer schönen handgefertigten Holzkiste und mit einem schönen Label daher, welches von Illustrator Volker Nökel gezeichnet wurde. Er war übrigens auch für die Kolorierung der bekannten Comicfigur „Werner“ zuständig. Beim Navy Strength geht nebenbei erwähnt wieder ein Teil des Kaufpreises zugunsten der Diakonie, also man unterstützt gleich noch eine gute Sache. Im Geschmack konnte mich der Navy Strength ebenfalls überzeugen: trotz des hohen Alkoholgehalts ist der Gin sehr mild im Geschmack und bleibt sich treu, denn man schmeckt weiterhin deutlich die Pflaume heraus. Zum Abschluss gab es noch den „Klötenköm“, einen Eierlikör auf Rum-Basis.
Stobbe Gin
Zweite Station: Stobbe Gin. Stobbe1776 baut auf die Gin-Erfahrung seit 1776. Er ist als erster deutscher Gin unter dem Namen Stobbe Machandel bekannt geworden. Stobbe ist einer der ältesten Wacholderbrände überhaupt: 1776 begann Peter Stobbe in der Gegend um Danzig einen Wacholderschnaps zu destillieren.
Das bis heute geheime Rezept ist noch immer im Familienbesitz. Der heutige Stobbe 1776 Gin vereint den klassischen Stobbe mit der Fruchtigkeit der schwarzen Johannisbeere und der feinen Säure der Bergamotte. Mir persönlich war der Gin mit 43% zu scharf im Abgang. Da haben mir die Varianten als Old Tom und die Basement Variante aus einem Chardonnay Fass schon besser gefallen, da sie weicher und runder im Geschmack waren.
High Fir
Kurz darauf fand ich mich beim Team des High Fir ein. High Fir bedeutet Hohe Tanne und ist ein Sinnbild für die Heimat des Gins, den Schwäbischen Wald. Neben handverlesenen Botanicals erhält dieser Gin sein feines Aroma durch die Zugabe von jungen Tannentrieben, als auch Tannennadeln aus dem Welzheimer Wald. Ich mag ja nadelige und waldige Gins sehr gerne und freute mich schon im Vorfeld der Messe auf die Gelegenheit diesen Gin zu probieren.
Während der Probe hatte ich nette Gespräche mit zwei Töchtern des Brau- und Brennmeisters Mark Schlaipfer. Der Gin schmeckt würzig und frisch. Man erkennt eindeutig den Wacholder und sofort das waldig-harzige Aroma. Im Abgang kommt beim High Fir noch eine deutlich würzige Note zum Tragen. Ebenfalls positiv punkten konnte das High Fir Team mit dem Waldfee Likör. Hier werden in einem aufwändigen Verfahren Bier und der High Fir Gin in einem Likör vereint. In diesem Techtelmechtel dominieren Zimt und Tonkabohnen mit sanften Karamellnoten. Ein herrlich aromatisches und mildes Getränk, dass mir gut gefallen hat.
Piekfeine Brände
Weiter ging es über den Stand von Britta Rust (Piekfeine Brände), an dem ich den Triple Peak Brown Label probiert und ziemlich weit nach oben auf meine Wishlist gepackt habe. Bestandteile des Brown Label sind, neben den traditionellen Botanicals Wacholder, Koriander und Fenchel, speziell geröstete Espressobohnen aus Peru, die gepaart mit Kakao-Aromen diesem Gin seinen besonderen Charakter geben. Herrliches Röstaroma der Espressobohnen dominieren und geben dem Gin einen ungewöhnlichen, aber herausstechenden Geschmack. Definitiv kein Allerwelts-Gin.
MitNig Gin
Und nun landete ich bei Tim Kalbhenn vom MitNig Gin (früher TimGin). Ich hatte den MitNig 58 schon zuhause und habe mich gefreut, die weitere Angebotspalette probieren zu dürfen. Dabei kam ich nett mit Tim Kalbhenn und seinem Sohn ins Gespräch und konnte mich davon überzeugen, dass auch der MitNig Summer, passend zur Weihnachtsmesse der Christmas MitNig und für jede Gelegenheit auch der Sandonellie, ein Sanddorn-Gin-Likör, sehr gelungen sind.
Der MitNig Summer verleiht dem trüben Novemberwetter dank des Rosmarins und der Orange einen sommerlichen und frischen Moment und lässt kurz die Erinnerung an einen sonnigen Strand mit einem sommerlichen Longdrink in der Hand hochkommen. Der Christmas MitNig lässt eine warme und weihnachtliche Stimmung aufkommen, da er passend zur Winterzeit mit Zimt, Pomeranze, Anis und Koriander auf die besinnliche Zeit einstimmt. Beide Gins landen in Gedanken sofort auf meiner Wishlist.
Fiev Sinn Stieleis Manufaktur
In Verlängerung des MitNig hatte das Team von der Fiev Sinn Stieleis Manufaktur ihre Eisbar aufgebaut. Fiev Sinn stellt qualitativ hochwertiges und handgemachtes Eis am Stiel her. Es wurden Sorbetto, Milcheis und als Highlight Longdrinks & Cocktails am Stiel angeboten.
Dabei werden bei Fiev Sinn die Zutaten-Liste so kurz wie möglich gehalten: ausschließlich frische, natürliche Produkte kommen ins Eis. Auf Konservierungs-, Farb-, Aroma- und sonstige Zusatzstoffe wird komplett verzichtet. Das Feierabend Eis á la „Gin Tonic Gurke“, „Mojito“, „Hugo“ oder „Cuba Libre“ kommen mit einem guten Schuss Alkohol daher und schmecken einfach richtig lecker. Und lustig machen sie irgendwann auch. Tolle Idee für eine Messe.
Ginothek
Zwischendurch sind wir an der „Ginothek“ gelandet. Hier wurden insgesamt an die 80 Gins angeboten, wobei hier der Schwerpunkt auf Longdrinks und Cocktails lag.
Ein Gin and Tonic kostete hier im Durchschnitt 2,50 Euro. Eine schöne Möglichkeit sich aus einer Vielzahl an Gins den einen oder anderen Longdrink mixen zu lassen und den eigenen Gin-Horizont noch einmal zu erweitern.
Private Gin Baukasten
Am Stand von Private-Gin habe ich mir das Do-it-yourself Gin Paket, bei dem man seinen eigenen Gin herstellen kann, erklären lassen. Ob Süß, scharf oder fruchtig – das Private-Gin Paket bietet doch recht viele Möglichkeiten, um einen eigenen Gin herzustellen. Mit dem Paket werden acht Zutaten (Wacholder, Zitronenschale, Roter Pfeffer, Orangenschale, Koriander, Hibiskus, Kardamom) zur Aromatisierung, eine Gin Base (eine Basisspirituose) sowie Utensilien zum Abfüllen des Gins mitgeliefert. Dazu gibt es Rezepte und Anleitungen zum Herstellen für einen „trendigen“, einen „scharfen“ oder einen „süßen“ Gin. Aber wer will, kann natürlich auch seine absolute Eigenkreation schaffen. Ein interessantes Paket, an das ich mich bestimmt mal ran wagen werde.
Nordik Brennerei
Beim Team der Nordik Brennerei habe ich den mir noch unbekannten Buxtehuder Gin probiert. Die Nordik Edelbrennerei und Spirituosen-Handmanufaktur befindet sich im Herzen des „Alten Landes“ in Jork und bietet hauptsächlich Spirituosen mit Früchten aus dem Alten Land an. Der Buxtehuder Gin kommt geradlinig und typisch norddeutsch daher: kühl und trocken. Dominierend sind hier Zitrusnoten, mit leichten Noten von Anis und Koriander. Der Buxtehuder Gin kommt Charakterstark daher und bleibt lange am Gaumen und ist nichts für Freunde des fruchtigen oder floralen Gins. Auch hier gab noch einen leckeren Eierlikör, der auf Gin basiert.
Nor Gin
Ein richtig schönes Gespräch hatte ich auch am Stand von NorGin mit Birthe Vowinkel, die zusammen mit ihrem Mann Dirk den NorGin herstellt. Der Queller, der „Meeresspargel“ aus dem Vorland des Wattenmeeres, ist wirklich ein außergewöhnliches Botanical.
Die Pflanze wird mehrfach am Tag vom Salzwasser überspült und lagert das Salz ein. Sie verleiht dem NorGin eine ungewöhnliche Note nach Meeresbrise. Zum Gin gab es zum Ausprobieren auch schon mal den Queller zum Knabbern, so dass man sich direkt ans Wattenmeer versetzt fühlte.
Ginologist Gin
Sehr angenehm war auch eine ausgiebige Unterhaltung mit Glenda Brigitte Bouzek, der Geschäftsführerin von International Trading Germany, die auf den Handel mit Wein, Spirituosen und Aloe Vera spezialisiert sind und deren Kernmärkte in Südafrika, Indien, Europa und Asien liegen. Glenda kommt aus Kapstadt, Südafrika und importiert daher natürlich auch gerne hochwertige Weine und Spirituosen aus dieser Region.
Hier konnte ich unter anderem die Craft Gin Trilogie des Ginologist Gin in den Varianten Floral, Citrus und Spice testen. Der Floral wartet mit einem blumigen Aroma auf, das klar nach Orangen und leicht süßlich daherkommt, während beim Citrus erwartungsgemäß ein knackiges Zitrusaroma dominiert. Aber hier liegen definitiv auch Aromen von Limette und Grapefruit auf der Zunge. Der Spice Gin überrascht mit einer Note von Zimt und einem würzigen, leicht scharfen Abgang. Dazu gibt es ein Kochbuch, das mit Rezepten der Südafrikanischen Küche Lust aufs kochen macht, zumal in jedem (!) Rezept eine der Grundzutaten einer der drei Gins ist.
Lunatic Gin
Zum Abschluss des Abends habe ich noch beim Team von „Lunatic“ vorbeigeschaut. Lunatic bedeutet „mondsüchtig“ oder „wahnsinnig“ und das trifft ziemlich genau auf den gleichnamigen Gin zu. Denn der Lunatic Gin wird nur bei Vollmond destilliert und nur bei Neumond abgefüllt. Bei der Herstellung werden insgesamt 26 Kräuter und Gewürze verwendet, unter anderem Makedonischer Wacholder, Römische Kamille, Tonkabohnen aus Brasilien, Tasmanischer Bergpfeffer, Galgantwurzel und Heppenheimer Brombeerblätter. 26 Botanicals wurden deshalb ausgewählt, weil sich die Zahl 26 auf die Anzahl der Halbmondphasen innerhalb des Jahres bezieht.
Um den WahnGin noch ganz perfekt zu machen, wird der Gin abschließend über Mondstein filtriert. Eine sehr aufwändige Herstellung. Der Gin hat einen würzigen, sehr aromatischen und milden Charakter. Durch die 26 Botanicals ist er auch tatsächlich sehr komplex. Frische und fruchtige Noten von Zitrusfrüchten, gepaart mit der Note der Tonkabohnen. Im weiteren verläuft das Aroma leicht ins florale wobei eine süßliche Note von den Brombeerblättern mitschwingt . Trotz 47% ist er eher mild, kann aber im Abgang durchaus noch mal mit einer würzigen Note punkten.
Fazit
Mir persönlich hat der Bottle Market sehr gut gefallen. Auch wenn ich anfangs dachte, dass die Messehalle ziemlich groß und vor allem hoch und unpersönlich ist. Allerdings war durch die gedämpfte Beleuchtung und die stimmungsvoll dekorierten Stände eine tolle und gemütliche Atmosphäre geschaffen. Auch wenn der Schwerpunkt der Messe klar bei Whisky und Rum lag, war die GINsel für alle Liebhaber der Wacholderspirituose ein Paradies. Es gab wirklich eine tolle und breite Auswahl, wobei es Ziel war, möglichst viel Gin probieren zu können. Denn dank der kleinen Mengen, die man zu einem fairen Preis erwerben konnte, war es auf dem Bottle Market möglich, viele noch unbekannte Gins zu probieren und den eigenen Horizont zu erweitern.
Sehr schön war es, dass man die Möglichkeit hatte an vielen Ständen mit den Produzenten, Herstellern, Importeuren und kreativen Köpfen hinter den oftmals tollen Destillaten ins Gespräch zu kommen und auch mal was über die persönlichen Geschichten hinter dem Gin zu erfahren. Einzig die frühe „Sperrstunde“ um 21.00 Uhr hat das Vergnügen etwas getrübt, aber einfach nur, weil ich durch die ganzen tollen Gespräche an vielen Ständen es nicht zu allen Herstellern geschafft habe, denen ich gerne noch ein Besuch abgestattet hätte. Also muss ich nächstes Jahr doch zwei Tage nach Bremen fahren.
Hinweis:
Ich bin seit Inkrafttreten des Telemediengesetz §6 übrigens dazu verpflichtet, diesen Beitrag als Werbung zu kennzeichnen. Den genannten Gin aus dem Test habe ich ferner als PR Produkt Sample vom Hersteller kostenlos zum Testen erhalten. Etwaige Bewertungen werden aber von der kostenlosen Bereitstellung nicht beeinflusst und erfolgen mitunter nach eigenem Ermessen. Die Einnahmen aus Affiliate-Links benutze ich übrigens für diesen Blog. Diese ermöglichen mir ferner die Testberichte und Fotos!