In meinem heutigen Review entführe ich dich in die Region nördlich von Bordeaux, ins Cognac. Genauer genommen ins Chateau de Bonbonnet in der Nähe der kleinen französischen Stadt Ars. Hier produziert Maître Distillateur Alexandre Gabriel von Cognac-Ferrand nämlich den Citadelle Gin.
Gin aus Frankreich? Neben schweren Rotweinen und Cognac hat die Region um Bordeaux natürlich auch Gin zu bieten. Man möchte eben auf der Welle mitschwimmen und den Hype mitgestalten.
Obwohl der Citadelle Gin seine Geburtsstunde bereits an einem heißen Sommertag im Jahre 1996 erlebt hat. An jenem Tag im Juli nämlich, wurde die Herausforderung während des Mittagessens von den Familienangehörigen klar formuliert. Es galt den französischen Sommer ins Glas zu bekommen. Neben dem typischen Wacholderaroma sollten verschiedene Botanicals diesen einzigartigen Gin prägen.
Die Diskussion über die richtigen Zutaten verlagerte sich direkt in die Brennerei an die offenen Kupferkessel und man begann das Experimentieren.
Botanicals
Gegenüber dem Château de Bonbonnet wurde im September 2017 übrigens die ersten Wacholderbäume gepflanzt, um den Bedarf künftig selbst zu decken. Es ist zukünftig geplant fünf Hektar Wacholderbäume zu kultivieren. Neben der besagten Wacholderbeere finde ich auf der Zutatenliste noch Folgendes:
- Sternanis
- Zimt
- Muskatnuss
- Koriander
- Kardamom
- Süßholz
- Kubebenpfeffer
- Fenchel
- Angelika
- Kreuzkümmel
- Mandeln
- Paradiesamen
- Bohnenkraut
- Cassiarinde
- Iris
- Veilchen
- Orangenschale
- Zitronen
Der Gin wird allerdings nach einem völlig untypischen Verfahren hergestellt, welches 2014 sogar patentiert wurde. Alexandre Gabriel spricht hier von der progressiven Infusionsmethode. Jedes botanische Produkt wird dabei in neutralem Alkohol aus französischem Weizen einzeln mazeriert. Hierbei kann Mazerationszeit und Alkoholstärke auf jedes Botanical individuell eingestellt werden. So wird erreicht, dass jedes Aroma der einzelnen Pflanzen perfekt extrahiert werden kann. Die Infusionszeiten liegen zwischen 24 und 72 Stunden.
Die einzelnen Mazerate werden dann zusammen in die 2500 Liter fassenden Kupferkessel gegeben und über der offenen Flamme destilliert. Da die Wärme hauptsächlich auf den Boden der Brennblase gerichtet ist, entsteht eine Art Karamellisierung. Diese verleiht dem Citadelle Gin seine weiche Textur und seine leichte natürliche Süße.
Flaschendesign
Das mehrfach prämierte Flaschendesign des Citadelle Gin ist sehr auffällig. Die bläulich schimmernde Flasche verströmt sofort ein maritimes Flair. Das quadratische auf der Spitze stehende Etikett mit seinen Ornamenten aus Silber und dem blauen Turm, welcher in diesem Zusammenhang an einen Leuchtturm erinnert, verstärken die maritimen Eindrücke. Das Etikett trägt natürlich den Namen des Gins und weist auf das Herkunftsland Frankreich und den Alkoholgehalt von 44% vol. hin.
Die im unteren Bereich umlaufende hellblaue Banderole trägt zudem einige Information in französischer Sprache. Neben den Botanicals wird auch auf die außergewöhnliche Herstellungsart von Alexandre Gabriel hingewiesen.
Einzig der Schraubverschluss trübt das Erlebnis vom Öffnen etwas, aber es ist ja auch keine klassische Apothekerflasche!
In der Nase
Ich gieße mir einen Schluck aus der schweren eleganten Flasche in mein dickbauchiges Rotweinglas für die Degustation. Ein dominantes Wacholderbouquet entweicht meinem Glas. Gefolgt wird es von feinen Zitrusnoten und einer ziemlichen Schärfe des Pfeffers. Ebenso wirkt er leicht süßlich mit Nuancen von Lakritz, Sternanis und Zimt. Die Aromen sind sehr komplex.
Der Gin weist zusätzlich noch florale Noten und fruchtige Anteil der Zitrusfrüchte auf. Beim Schwenken des Gins im Glas laufen die Tropfen zäh zurück ins Glas. Herrlich, das Destillat ist von der Konsistenz scheinbar etwas ölig.
Am Gaumen
Der Citadelle Gin ist im Erstkontakt angenehm weich auf der Zunge. Wacholderaromen verbreiten sich im Mundraum. Ich nehme Lakritznuancen vom Süßholz wahr. Ebenso präsent sind Zimt und Sternanis. Das Bouquet ist durch den Kardamom, Kreuzkümmel und Koriander sehr würzig und komplex. Im Abgang ist er erstaunlich pfeffrig scharf. Die komplexe Mischung der Aromen ist angenehm und langanhaltend am Gaumen.
Perfekt serviert
Den Citadelle Gin kann man pur sehr gut genießen. Die komplexen Aromen lassen sich gut in ihre einzelnen Charakteranteile zerlegen: Seine Signatur trägt er ganz klar durch den Wacholder. Die ergänzenden Noten sind dabei definitiv geprägt durch die Zitrusaromen. Exotisch wird der Gin durch den Hauch von Pfeffer, Muskatnuss und Zimt.
Auf Eis verschwindet die Schärfe sowohl in der Nase als auch im Mund schlagartig. Auch der Wacholder wird deutlich abgeschwächt. Somit stehen die vielfältigen Gewürznoten präsent im Vordergrund.
Für einen Gin&Tonic habe ich dem Citadelle Gin schließlich das Mistelhain Signature Tonic an die Seite gestellt. Das leicht würzige Tonic Water harmoniert wunderbar mit den Aromen des Gins. So entsteht mit einer getrockneten Scheibe Orange ein runder und schöner Gin&Tonic für einen lauen Sommerabend auf der Terrasse.
Fazit
Ein komplexer französischer Genièvre mit 19 ausgewählten Zutaten, die ihm ein mediterranes Flair verleihen. Hergestellt mit einem außergewöhnlichen und patentierten Verfahren der progressiven Infusionsmethode. Er besitzt klassische Noten, zeigt sich aber dennoch würzig und floral. Eine gelungene Kombination.
Hinweis:
Ich bin seit Inkrafttreten des Telemediengesetz §6 übrigens dazu verpflichtet, diesen Beitrag als Werbung zu kennzeichnen. Den genannten Gin aus dem Test habe ich ferner als PR Produkt Sample vom Hersteller kostenlos zum Testen erhalten. Etwaige Bewertungen werden aber von der kostenlosen Bereitstellung nicht beeinflusst und erfolgen mitunter nach eigenem Ermessen. Die Einnahmen aus Affiliate-Links benutze ich übrigens für diesen Blog. Diese ermöglichen mir ferner die Testberichte und Fotos!
Habe den Citadelle Original kürzlich probieren können. Neben dezentem Wacholder und minimalem Zitrus fiel mir vorallem eine gewisse Erdigkeit, Würzigkeit und Nussigkeit auf, in keinster Weise wuchtig, aber merklich, und auch der pure Nachgeschmack ist überdurchschnittlich pfefferig scharf, wobei dieser beim Mischen verloren geht. Alles in Allem ein solides Erlebnis, allerdings war ich zu Leiden des Originals schon vorher in den Citadelle Jardin d’Été verliebt und bin es auch weiterhin, dieser Thron konnte vom Original nicht umgestoßen werden, wenngleich die Geschmacksprofile nur bedingt vergleichbar sind.