Gin Theodor – Eusebius Brennerei

Als Schelm bekannt, schaffte er es mit seiner humorvollen und lustigen Art sein gegenüber auf heitere Gedanken zu bringen. Mit dieser kleinen Anekdote zum Namensgeber des Gin Theodor der Eusebius Brennerei aus Österreich, genauer genommen aus Viktorsberg in Vorarlberg, leite ich mein heutiges Review ein.

Wahrhaftig ein schlauer Fuchs, zuvorkommend und liebevoll, mit ausgeprägtem Charakter. So beschreibt Andreas Ganahl, der Erschaffer dieses Gins, das Familienmitglied Theodor, dem dieser Gin gewidmet ist.

Ich bin gespannt ob der Charakter des Gins zu dieser Beschreibung passt. Lass dich überraschen.

Doch zuerst möchte ich dir etwas zum Brennrecht in Österreich erzählen. Denn dort herrscht ein sehr altes Gesetz, dass bis auf die Lebzeiten der Kaiserin Maria Theresia zurück geht. Es sagt aus, dass jede Privatperson das Recht hat, das reife Obst, welches auf seinem Grundstück wächst zu einem Obstbrand zu verarbeiten.

Die Schnapsbrenner in Österreich haben sich in vielen Ortschaften in Brennereivereinen organisiert und gemeinsam fahrbare Brennanlagen, welche auf einem Anhänger montiert sind, angeschafft.

Dies ermöglicht vielen Privatpersonen überhaupt Destillate herzustellen. Ist das reife Obst fertig vergoren und die Maische fertig, wird der Anhänger für die Produktion entliehen und das muntere Schnapsbrennen kann beginnen.

Genauso wird es auch in der Eusebius Brennerei praktiziert.

Aber wer war eigentlich der heilige Eusebius?

Die Legende reicht zurück ins 9. Jahrhundert. Er kam als irischer Benediktinermönch nach Vorarlberg. Dort lebte er zurückgezogen als Einsiedler auf dem Vogelsberg (heute Viktorsberg genannt). Die Sage erzählt, wie er bei einer Wanderung durch die Dörfer im Tal einen am Sonntag arbeitenden Bauern rügte und der ihm daraufhin mit seiner Sense den Kopf Abschlug. Eusebius nahm darauf seinen Kopf unter den Arm wie einst Dionysius und ging damit in Richtung Viktorsberg zurück. Der Sage nach legte Eusebius seinen Kopf an der Stelle ab, wo heute ein Bildstock seines Lebens gedenkt.

Hinter der Eusebius Brennerei stehen Andreas Ganahl und sein Schwiegervater Albuin Ellensohn, dessen Brennerfahrung ins Jahr 2001 zurück reicht. Er begann nach einer ertragreichen Kirschernte seinen ersten Kirschbrand herzustellen.

Andreas interessiert sich seit 2008 für das Brennen und nutzte seither jede Gelegenheit mit Schnapsbrennern in Kontakt zu treten um sein Wissen darüber aufzubauen.

Seit 2013 ist Andreas Teil der Familie und brennt mit seinem Schwiegervater Albuin zusammen. In diesem Zeitraum entstand auch die Marke „Eusebius“ mit dem Ziel, nicht irgendein Destillat mit einer langweiligen langhalsigen Schnapsflasche herzustellen, die nur von der älteren Zielgruppe gekauft und konsumiert wird.

Jedes Produkt erhält seitdem einen Namen eines männlichen Familienmitgliedes. Kirschbrand Albuin ist zum Beispiel seinem Schwiegervater gewidmet. Vogelbeerenbrand Benedikt gibt es zu Ehren seines Sohnes, der 2015 das Licht der Welt erblickte. Gelbmöstlerbrand Andreas steht für ein Birnendestillat mit fantastischem Geschmack. Hinter jeder Flasche steckt eine Geschichte, so auch hinter dem Traubentresterbrand Robert. Er ist Andreas Vater gewidmet, einem Lebemensch und Genießer. Das Destillat passt wie die Faust aufs Auge.

Vom Obstbrand zum Gin

Gin fasziniert Andreas schon länger. Einen Brennkurs dafür konnte er allerdings aus zeitlichen Gründen erst im September 2018 besuchen. Absolviert hat er ihn am Landwirtschaftlichen Förderungsinstitut Vorarlberg. Den Kurs leitete übrigens der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Arthur Nägele. Er ist ein gefragter Spirituosen-Fachmann und auch Mitglied in vielen Fach-Jurys, unter anderem beim IWSC in London.

Eine klare Vorstellung von seinem Gin Theodor hatte Andreas bereits von Anfang an. Es sollte ein klassischer London Dry Gin mit seiner typischen Charakteristik werden.

Botanicals

Für seine Rezeptur verwendet er zwölf Zutaten. Wacholder steht ganz klar im Vordergrund.

Der ortsansässige Brennverein besitzt übrigens eine 40 Liter fassende Arnold Holstein Brennanlage für eine einfache Destillation ohne Kolonne.

Eine ideale Größe um Gin in kleinen Chargen herzustellen. Der Reinalkohol zur Mazeration besteht aus einer Getreidebasis.

Den Alkoholgehalt belässt Andreas auf 47% vol. Seiner Meinung nach braucht ein Gin ordentlich Kraft, die Trinkstärke kann dann individuell mit Tonic eingestellt werden.

Flaschendesign

Die schlichte 500ml Klarglasflasche ist mit einem runden lilafarbenen Etikett bedruckt. Auf diesem ist das Konterfei des heiligen Eusebius abgedruckt. Der Schriftzug EUSEBIUS ist in bronzefarbener Schrift dargestellt. Alle weiteren Informationen über den Gin sind auf einer kleinen Klappkarte, die um den Hals der Flasche gebunden ist, zu finden.

Verschlossen ist die recht unspektakuläre Flasche mit einem schwarzen Kunststoffkorken, den ich jetzt für dich öffne und einen Schluck zum Probieren in mein Glas gieße.

In der Nase

Wacholder ist definitiv die dominierende Zutat im Gin Theodor. Das herbe und harzige Aroma verströmt in voller Wucht aus meinem Glas. Gefolgt wird es von klassischen Zitrusnuancen. Ebenso nehme ich einen Hauch Kamille wahr. Eine leichte Schärfe vom Ingwer kitzelt in der Nase. Die Holunderblüten geben dem Gin einen dezenten floralen Touch. Kardamom und Angelikawurzel verleihen ihm ein angenehm erdiges alpines Bouquet.

Das Destillat bildet im Glas leichte Schlieren und die Tropfen laufen nach dem Schwenken anschließend zäh zurück an den Glasboden.

Am Gaumen

Ich liebe es, wenn der Gin weich und ölig ist. Denn genauso verteilt er sich beim ersten Schluck über der Zunge. Das dominante Wacholderaroma verteilt sich neben einer leichten Schärfe vom Ingwer und den pikanten Paradieskörnern im Mundraum. Eine interessante, fast süße Note vom Holunder paart sich mit den Zitronen- und Orangenaromen. Spuren von Koriander runden das Bouquet ab.

Im Abgang bleibt der Wacholder lang und anhaltend neben den wärmenden Aromen des Kardamoms und dem frischen Zitrusnuancen zurück.

Perfekt serviert

Pur ist der Gin Theodor etwas für den Fan von klassischen Gin Aromen. Er ist mit seinen 47% vol. Alkoholgehalt aber definitiv ein starker Vertreter seiner Spezies.

Schmelzendes Eis verdünnt ihn etwas und macht ihn in Summe milder. Wacholder und Zitrusaromen bleiben aber gut erhalten.

Wer gern einen Gin&Tonic zubereitet, sollte dem Gin Theodor das Aqua Monaco Organic Herbal Tonic an die Seite stellen. Das alpine und mediterrane Tonic ist der perfekte Partner zu den klassischen, leicht alpin-erdigen Aromen des Gins. Garniert gehört der Gin&Tonic mit einem kleinen Rosmarinzweig und roten Pfefferkörnern. Schmeckt richtig lecker und sieht auch optisch genial aus.

Auch im Gin-Fizz macht der Gin Theodor übrigens eine verdammt gute Figur. Hier spielt er mit seinen Wacholdermuskeln und gesellt sich mit seinen herben Noten in diesen klassischen Cocktail.

Fazit

Ein interessanter und tatsächlich liebevoller und charakterstarker wacholderbetonter Gin nach der London Dry Machart. Eben ein echter Theodor! Feine Zitrusaromen gepaart mit klassischen Aromen, wie Kardamom und Angelikawurzel, die ihm einen erdigen alpinen Charakter verleihen.  Besonders im Gin&Tonic oder Gin-Fizz ist der Theodor zu empfehlen, da er hier mit seinem dominanten Wacholderaroma das Gin-Feeling nicht zu kurz kommen lässt.

Solltet ihr mal in der Nähe von Viktorsberg sein, unbedingt einen Besuch bei Andreas vereinbaren!

 

 

Hinweis:

Ich bin seit Inkrafttreten des Telemediengesetz §6 übrigens dazu verpflichtet, diesen Beitrag als Werbung zu kennzeichnen. Den genannten Gin aus dem Test habe ich als PR Produkt Sample vom Hersteller kostenlos zum Testen erhalten. Etwaige Bewertungen werden aber von der kostenlosen Bereitstellung nicht beeinflusst und erfolgen mitunter nach eigenem Ermessen. Die Einnahmen aus Affiliate-Links benutze ich übrigens für diesen Blog. Diese ermöglichen mir ferner die Testberichte und Fotos!

Gin Theodor

8.5

Gesamteindruck

8.5/10

Eigenschaften

  • Wacholderbetont
  • klassische Zitrusaromen
  • erdig und alpin

Alkoholgehalt

  • 47,0 %

Veröffentlicht von Basti

Mein Name ist Sebastian und ich bin schon seit einigen Jahren dem Gin verfallen. Begonnen hat die Leidenschaft auf einer Dienstreise 2012 in einer Flughafenlounge in London. Angefangen habe ich mit Bombay Sapphire und Tanqueray und einfachem Tonic. Schnell wurde mir aber klar, dass die Standardgins nicht das Ende der Fahnenstange sind. Der Feel-Gin aus München hat hier die Sammelleidenschaft begründet.

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