In meinem heutigen Review zieht es mich an den Lake Michigan in die „Windy City“ Chicago. Denn dort wird in der 2008 gegründeten Koval Brennerei im sogenannten „grain to bottle“ Prozess ein ganz besonderer Gin hergestellt.
Das Gebäude der Brennerei liegt im Norden der Millionenmetropole an der North Ravenswood Ave im Stadtteil Uptown. Es ist übrigens die erste Brennerei, die seit der Prohibition in Chicago ihren Betrieb aufgenommen hat.
Die beiden Firmengründer Robert und Sonat Birnecker haben ihre akademische Laufbahn an den Nagel gehangen, um von nun an mit traditionellen Destillationstechniken biologische, als auch koschere Spirituosen herzustellen.
Robert
ist einer der größten Brennerei-Experten in Amerika. Er ist gebürtiger Österreicher und wuchs dort bei seinen Großeltern auf. Schon früh hatte er dort Berührungspunkte mit der Spirituosenherstellung und half dort in der preisgekrönten Mosterei und Brennerei. Bevor Robert seiner Liebe zum traditionellen Destillationshandwerk nachging um seinen amerikanischen Traum zu verfolgen, war er stellvertretender Pressesprecher der österreichischen Botschaft in Washington DC. Heute vermittelt er unter anderem in eigenen Workshops die Kunst des Destillierens. Sein technisches Know-how und auch seine Kreativität haben Koval zu nationalem und internationalem Ruhm verholfen.
Sonat
stammt ursprünglich aus Chicago besitzt aber auch österreichische Wurzeln. Sie arbeitete mehr als ein Jahrzehnt in der Werbung, unter anderem in den aufregendsten Städten Europas. Ihre Doktorarbeit zum Beispiel schrieb sie an der University of London. Ihre Liebe zu Chicago führte sie allerdings zurück in ihre Heimatstadt. Im gegründeten Familienunternehmen ist sie maßgeblich für die Produktentwicklung und den Vertrieb verantwortlich.
Die Menschen interessieren sich heutzutage für regionale und nachhaltig hergestellte Produkte. Und genau hier treffen die beiden mit ihren lokal hergestellten Spirituosen den Zahn der Zeit. Sie sind zum Beispiel stolzes Mitglied der Slow Food Organisation in der USA.
Woher stammt aber eigentlich der Name Koval? Er kommt aus dem jiddischen und steht dort für den Schmied. Im übertragenen Sinne steht Koval aber auch für jemanden, der etwas vorantreibt oder Außerordentliches leistet.
Sonats Großvater erhielt den Spitznamen Koval, weil er bereits in den frühen 1900er Jahren von Wien nach Chicago auswanderte. Zufälligerweise ist der Name von Roberts Großvater, von dem er die Kuns des Brennens lernte, Schmid. Der Name Koval schlägt eine Brücke von der außergewöhnlichen Entscheidung ein Familienunternehmen von Grund auf aufzubauen herüber zu Ehren der beiden Großväter.
Botanicals
Für die Gin-Produktion wird das Basisdestillat komplett selbst aus Roggenmaische gewonnen. In diesem werden dann folgende dreizehn Zutaten für 24 Stunden mazeriert:
- Wacholder
- Zimt
- Koriander
- Paradieskörner
- Verschiedene Orangen– und Zitronenschalen
- Zitronengras
- Hagebutte
- Kardamom
- Anis
- Fenchel
- und Angelika.
Das Mazerat wird anschließend destilliert und mit Wasser aus dem Lake Michigan auf den Alkoholgehalt von 47% vol. eingestellt.
Flaschendesign
Die klassische 500ml Apothekerflasche mit kurzem Hals wird von einem farbenfrohen Etikett geziert. Die zentrale hellblaue Fläche wird umrahmt von Ornamenten und trägt den Namen des Gins, sowie den Zusatz „distilled from grains, Handmade in Chicago“. Hier wird also Bezug genommen auf den Produktionsprozess „direkt vom Korn bis zum Destillat alles aus einer Hand“.
Verschlossen ist die Flasche mit einem schwarzen Kunststoffkorken, der die Tellerrandmündung der Flasche perfekt abschließt. Und genau diesen Korken öffne ich jetzt für meine Verkostung und gieße mir einen Schluck in mein Degustationsglas ein.
In der Nase
Ein süßliches Bouquet von frischem grünem Grase steigt aus meinem Nosing-Glas. Ein Hauch von Anis und Fenchel liegt in der Luft. Erdige Anklänge von Wurzeln wie Enzian und Angelika nehme ich wahr. Eine würzige Schärfe vom Koriander und dem Malaguetta-Pfeffer kitzelt in meiner Nase. Das Orangen- und Zitronenaroma rundet den Gesamteindruck gekonnt ab. Nur den klassischen Wacholder vermisse ich etwas.
Am Gaumen
Süß und leicht ölig verteilt sich der Gin auf meiner Zunge. Im Mund erkenne ich jetzt auch die leicht harzigen Nuancen vom Wacholder. Nicht sehr dominant, aber wahrnehmbar. Dazu gesellen sich die erdigen Noten der Wurzeln. Noten von Zitrusfrüchten, gepaart mit den Anklängen vom Zitronengras, geben dem Gin einen sehr frischen Charakter.
Im Abgang spüre ich die würzige Komponente vom Koriander und eine leichte Schärfe von den Paradieskörnern.
Zurück bleibt langanhaltend ein Hauch Anis in Kombination mit den frischen Zitrusaromen und ein alpiner, erdiger Ton vom Kardamom.
Perfekt serviert
Der Koval Dry Gin ist definitiv ein Vertreter zum pur trinken. Eis raubt ihm etwas die interessanten Noten, aber der Wacholder kommt etwas besser zur Geltung.
Seine Muskeln hingegen lässt der Gin im klassischen Gin&Tonic spielen. Hier ist die beste Wahl ein Indian Tonic. In meinem Test habe ich das Natural Indian Tonic Water von Franklin&Sons probiert. Hier ergänzen sich die Aromen aus dem Gin perfekt mit dem leicht bitteren Chinin und den Zitrusnoten aus dem Tonic Water elegant. Garniert habe ich ihn mit einer Zitronenzeste.
Auch im Gin-Fizz macht der Koval Dry Gin eine gute Figur. Hier kann er definitiv mit seinem frischen Gesamteindruck punkten,
Fazit
Ein klassischer Dry Gin, modern interpretiert. Durch den dezenten Wacholdergeschmack geht der Koval Dry Gin schon fast in die Richtung New Western Style. Mit seinem frischen und recht komplexen Bouquet ist er sowohl zum pur trinken, als auch für einen Gin&Tonic oder einen Cocktail hervorragend geeignet. Der Gin muss übrigens schon wegen der edlen Flasche in jeder guten Sammlung vorhanden sein. In diesem Sinne, unbedingt probieren!
Hinweis:
Ich bin seit Inkrafttreten des Telemediengesetz §6 übrigens dazu verpflichtet, diesen Beitrag als Werbung zu kennzeichnen. Den genannten Gin aus dem Test habe ich als PR Produkt Sample vom Hersteller kostenlos zum Testen erhalten. Etwaige Bewertungen werden aber von der kostenlosen Bereitstellung nicht beeinflusst und erfolgen mitunter nach eigenem Ermessen. Die Einnahmen aus Affiliate-Links benutze ich übrigens für diesen Blog. Diese ermöglichen mir ferner die Testberichte und Fotos!