In meinem Review zum von Hallers Gin entführe ich dich vom botanischen Garten in Göttingen in die ländliche „The Shed Distillery by P.J. Rigney“ nach Irland. Was diese Verbindung auf sich hat und wie mir der von Hallers Gin gefällt, erfährst du im folgenden Artikel.
Der Namensgeber des Gins war niemand geringeres als Albrecht von Haller. Er galt als eine herausragende Figur der deutschen Aufklärung. Er war Mediziner, Dichter und vor allem eines, nämlich Botaniker.
Als Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen errichtete er im Jahre 1736 den berühmten Botanischen Garten, der noch heute eine ganz besondere Sehenswürdigkeit in Göttingen darstellt.
Von Haller selbst glaubte leidenschaftlich an den Wert des Wissens- und Know-how-Austausch und verfasste mehr als 50.000 Seiten wissenschaftliche Schriften. Dieses Vermächtnis nutzt heute Carl von Hardenberg Junior für seine Gin-Kreation und wählte unter anderem die nach Haller benannte Fuchsienart Halleria Lucida als Botanical aus.
Die Aktiengesellschaft Hardenberg-Wilthen ist weit über die Grenzen von Göttingen hinaus bekannt. Aber gerade in der Studentenstadt sind seine berühmten “kleine Keiler” mehr als legendär. Neben dem von Hallers Gin vertreibt die AG auch große Internationale Marken wie den Opihr oder Bloom Gin.
Botanicals
Von den verwendeten Zutaten sind leider nur wenige bekannt. Neben Wacholder beinhaltet die Rezeptur
- Kalmus (deutscher Ingwer)
- Zitronenverbene
- und Fuchsie (Halleria Lucida).
Alle für die Destillation verwendeten Zutaten stammen bis heute aus dem Botanischen Garten der Universitätsstadt und werden selbstverständlich handgepflückt.
Die erlesenen Zutaten werden anschließend zum Destillieren nach Irland in die „The Shed Distillery by P.J. Rigney“ geschickt. Aus der gleichen Brennerei stammt übrigens auch der Drumshanbo Gunpowder Irish Gin.
Flaschendesign
Die auffallend quadratische Flasche aus hellblauem Glas trägt ein ansprechendes Etikett aus geprägtem Papier. Der Markenname ist in dunkelblauer Schrift mit Goldrand aufgedruckt. Unter dem Namen findet sich der Hinweis auf die Handgepflückten Zutaten und den verwendeten deutschen Ingwer. Umrahmt wird der Schriftzug von phantasievoll gezeichneten Botanicals und unwirklichem Getier.
Das rückseitige Etikett gibt Auskunft über Albrecht von Haller und zeigt auch sein Konterfei, welches ebenfalls von exotischen Botanicals und gefährlichen Schlangen eingerahmt wird.
Seitlich ist die Flasche mit dem Schriftzug „Botanicals from Göttingen, Germany“ und „Hand distilled in Drumshanbo Ireland“ geprägt. Um den Hals trägt sie außerdem noch eine Banderole, die die Unterschrift von Carl v. Hardenberg trägt und ebenfalls auf die Distillery in Irland verweist.
Verschlossen ist der Gin mit einem Holzkorken, der den Tellerrand der Flasche perfekt abschließt. Der Korken ist zudem mit dem Wort „Freigeist“ bedruckt.
Die Umsetzung des Designs ist stimmig und gefällt mir sehr. Ich öffne den Korken und gieße mir einen Schluck in mein Glas ein. Ich bin wirklich gespannt.
In der Nase
Über meinem Glas liegen klassische Anklänge vom herb harzigen Wacholder. Dazu gesellen sich feine Zitrusnoten, die vermutlich durch die Zitronenverbene hervorgerufen werden.
Die nektarreichen Blüten der Baumfuchsie sorgen für ein dezentes florales Bouquet.
Im Nosing hält sich der Ingwer zumindest erst einmal gekonnt im Hintergrund zurück. Die Textur des Destillats ist leicht ölig, es bilden sich zudem Schlieren beim Schwenken am Glasrand.
Am Gaumen
Mit einem süßen Hauch verteilt sich der typisch herb harzigen Wacholdergeschmack in meinem Mundraum. Es breiten sich zudem feine Zitrusnuancen aus. Würzige Aromen umspielen den Gaumen. Ich schmecke eine zarte Lakritznote, vermutlich vom Süßholz. Filigrane Kräuteraromen ergänzen das Gesamtbild.
Im Abgang spielen neben den schwarfen Ingwernoten und firschen Zitrusaromen auch erdige Anklänge eine tragende Rolle.
Der Nachhall ist langanhaltend würzig und hinterlässt neben einem floralen, fast parfümartigen Anklang ein angenehm frisches Gefühl. Ebenso bleibt auch der Schärfe vom Ingwer einen kurzen Moment erhalten und wärmt von Innen.
Perfekt serviert
Der von Hallers Gin ist sowohl pur, als auch auf Eis definitiv zu empfehlen. Schmelzwasser macht ihn noch geschmeidiger und hebt die Wacholdernoten etwas hervor.
Im Gin&Tonic überzeugt mich der Gin mit einem Indian Tonic Water. Sowohl Thomas Henry als auch FeverTree können hier punkten.
Durch die 44% vol. Alkoholgehalt ist der Gin ebenfalls eine gute Basis für einen Gin-Cocktail. Der zarte Hauch Ingwer harmoniert sowohl mit der Limette im Gimlet, als auch mit der Zitrone im Gin-Fizz.
Fazit
Der deutsch irische Gin glänzt mit seinem geradlinigen und klassischen Bouquet und zeugt mit seiner ausgesprochenen Milde von einer hervorragenden Destillationskunst. Das Aromenprofil ist rund und gut abgestimmt. Keines der Botanicals sticht extrem hervor. Mir gefällt er.
Wholly German, wholly Irish. Completely both.
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